Quark im Test: Tierschutz in Landwirtschaft und Keime im Fokus

Spezial Vegetarisch und Vegan | Autor: Kai Thomas | Kategorie: Essen und Trinken | 02.11.2018

Quark im Test: Tierschutz in Landwirtschaft und Keime im Fokus
Foto: cook-and-style & DedMityay, getty images

Mehr als 300 Höfe liefern Milch für eine einzige Charge Quark. Wir haben bei Herstellern nachgefragt, wie die Kühe gelebt haben. Die Antwort ist nicht schön. Das Produkt Quark selbst hingegen ist weitgehend sauber.

Aktualisiert am 2.11.2018; Einkauf Testprodukte Okt-Nov 2017 | Preise für tierische Lebensmittel wie Milch, Quark oder Fleisch sind meist ausschließlich kostenorientiert: "Der Landwirt, der mehr für den Tierschutz tut, ist aus ökonomischer Sicht der Verlierer – einfach weil es sich nicht rechnet", erklärt Thomas Blaha, Vorsitzender der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz. Es mache immer derjenige mit dem billigsten Angebot das Rennen: "Das ist ethisch nicht vertretbar."

Den Preis dafür zahlen die Landwirte – und die Tiere. Denn für 32 Cent pro Liter Rohmilch – diesen Preis gaben einige der von uns befragten Landwirte als Durchschnittspreis 2017 an – kann es kein Tierwohl geben. Typische Probleme sind unter anderem: Kühe leben oft ganzjährig angebunden an Ketten in Boxen, so eng, dass sie nur stehen und liegen können. Viele Ställe sind zudem überbelegt. Rangniedere Tiere müssen deshalb beim Fressen und Liegen zurückstecken. Auch verlassen die meisten Kühe in Deutschland den Stall nur selten. Dabei sind Kühe Weidetiere.

Test Quark: Viele Fragen zum Tierschutz in der Landwirtschaft und Analyse auf Keime

Wir haben 19 Quarkprodukte eingekauft und wollten wissen, wie die Kühe gelebt haben, die die Milch zur Herstellung geliefert haben. Und wie sehr bemühen sich die Molkereien um Transparenz zu den Bedingungen ihrer Tierhaltung? Wir haben die Firmen dazu detailliert befragt. Jede ihrer Angaben sollten sie belegen - etwa mit Stalltagebüchern, tierärztlichen Dokumenten und Lieferscheinen.

Zudem wollten wir wissen, wie es um die Qualität der Produkte steht und ob nicht etwa unerwünschte Keime oder Rückstände von Desinfektionsmitteln ein Problem darstellen. Deswegen haben wir auch alle Quarkpackungen im Test ins Labor geschickt.

Das Ergebnis: Alle von uns untersuchten Quarkprodukte punkten, was die Inhaltsstoffe und den Geschmack angeht. Was Transparenz und Tierwohl betrifft, ist bei den meisten aber noch sehr viel Luft nach oben. Mit dem Gesamturteil "gut" können wir deswegen nur vier Produkte empfehlen.

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An der Qualität des getesteten Quarks selbst haben wir fast nichts auszusetzen. Alles, was im Becher landet, ist mindestens "gut". Bedenkliche Inhaltsstoffe haben wir nicht gefunden. Lediglich den Geschmack beanstanden wir bei einigen Marken.

Test Speisequark: Das bietet der Quark-Test

  • Testumfang: ÖKO-TEST hat 19 verschiedene Quark-Packungen getestet.
  • Testergebnis: Mit dem Gesamturteil "gut" können wir vier Quarkprodukte empfehlen. Die schlechteste Note im Test ist "ausreichend". Notenabzug gab es unter anderem für problematische und intransparente Angaben zur Tierhaltung, Sensorikfehler sowie weitere Mängel wie etwa aus unserer Sicht willkürlichen Portionsgrößen, um Nährwertangaben kleinzurechnen.
  • Gut zu wissen: Wir erklären Hintergründe und Probleme der Milchkuhhaltung. Zudem erfahren Sie, ob Bio-Produkte besser als konventioneller Quark abschneiden. Und was ist eigentlich von Bezeichnungen wie "Alpenmilch" und "artgerechte Tierhaltung" zu halten? Mehr dazu und zu den Testergebnissen im Detail im ePaper.

Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Februar 2018 veröffentlicht. Aktualisierung der  Testergebnisse/Angaben zuletzt für das Spezial Vegetarisch und Vegan 2018, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf

Wir haben 19 Sorten Quark in Supermärkten, Discountern und Bio-Läden eingekauft. Wenn es von der Marke einen Halbfettquark, also mit 20 Prozent Fett gab, haben wir uns dafür entschieden.

Die Inhaltsstoffe und Sensorik

Quark besteht aus Milch. Die Verarbeitung erfolgt industriell und - hoffentlich - unter hygienischen Bedingungen. Um das zu prüfen, ließen wir die Keimbelastung im Endprodukt untersuchen. Wir wollten wissen: Ist der Quark geschmacklich, vom Geruch her und in seiner Konsistenz einwandfrei? Dem Quark sollte nichts beigemischt werden - weder wissentlich noch aus Versehen. Zu typischen Verunreinigungen gehören etwa Reinigungsmittel. Selbstverständlich müssen alle Anlagen sorgfältig sauber gehalten werden. Wie das geschieht, sollte aber nicht im Quark nachweisbar sein.

Die Tierhaltung und Transparenz

Wie leben die Kühe, die Milch für die von uns eingekaufte Charge Quark geliefert haben? Wie viel Wert legen die Molkereien auf das Tierwohl? Und wie sehr bemühen sie sich um Transparenz, wenn es darum geht, die Bedingungen der Tierhaltung offenzulegen? Mit einem langen Fragebogen, den wir den Herstellern zugesendet haben, wollten wir genau das herausfinden. Jede der Angaben mussten die Hersteller belegen - etwa mit Stalltagebüchern, tierärztlichen Dokumenten und Lieferscheinen.

Die Weiteren Mängel

Auf der Weide fressen Kühe Gras. In der intensiven Viehhaltung kommt aber vor allem Kraftfutter in den Trog. Das zeigt sich an der Fettzusammensetzung der Milch. Je mehr Grünfutter die Tiere bekommen, desto höher ist auch der Omega-3-Fettsäure-Anteil im Quark. Wenn ein Hersteller auslobt, der Quark sei frei von Gentechnik, sollte er das auch beweisen können.

Die Bewertung

Im Idealfall stimmen natürlich Qualität, Tierhaltung und Transparenz - nur dann kann es ein "sehr gut" geben. Wer zwar saubere Produkte herstellt, sich aber gar nicht um Tierwohl und/oder Transparenz schert, muss mit strengen Abwertungen leben. Weil es bei Quark aufgrund der Massenproduktion und der teilweise Hunderten von Höfen noch schwieriger ist, die Haltungsbedingungen der Kühe transparent zu machen, haben wir im Vergleich zu anderen Tierhaltungstests noch stärker bewertet, ob Hersteller sich um Transparenz bemühen.

Einkauf der Testprodukte: Oktober und November 2017.

Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Februar 2018 veröffentlicht. Aktualisierung der  Testergebnisse/Angaben zuletzt für das Spezial Vegetarisch und Vegan 2018, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.